Tirolensien ›› TirolerInnen im Fokus ›› Maria Josefa Schnürer (1889-1949)

Maria Entleitner-Schnürer

Das bedeutendste Werk der Tiroler Autorin Maria Josefa Schnürer wurde erst posthum im Jahr 1949 veröffentlicht. Unter dem Titel „Ein Nachlaßbuch aus Frauenhand“ berichten Die Dolomiten am 3. Jänner 1950: „Die Entstehung und Drucklegung des Romanes „Die Manharter“ von M. Entleitner-Schnürer hängt mit dem tragischen Geschick der Verfasserin zusammen, deren Vater, ein in Innsbruck seinerzeit hochangesehener Schulmann, aus dem Brixental stammte, wo auch die junge Maria oft und lange genug sich aufhielt, um Land und Leute gründlich kennen zu lernen. Dort war eben der Schauplatz ihres späteren Werkes, das Nest der eigenartigen religiösen Bewegung, die noch im Heldenjahre Tirols (1809) als lokal und anderweitig begrenztes Schisma aus starr konservativem Glaubenseifer und Patriotismus zugleich entstand, später auch da und dort im unteren Inntal Anhänger fand und erst gegen Ende des vorigen Jahrhunderts mit dem Tode einer letzten starrsinnigen Anhängerin aufhörte.“ Der Artikel verweist darauf, dass Maria Schnürer für die Arbeiten an ihrem Roman mit dem bekannten Autor Alois Flir in Kontakt gestanden habe, „der noch einen Führer der „Sekte“ als Kronzeugen hatte einvernehmen können.“ Auch andere Quellen habe die Autorin in den Roman aufgenommen, u. a. mündliche Berichte aus dem Familienkreis und eines Westendofer Bauern aber auch Aufzeichnungen und Chroniken.

In einem weiteren Artikel zum Erscheinen des Romans in der Tiroler Bauernzeitung vom 20. Oktober 1949 wird aus bäuerlich-konservativer Sicht auf die Bewegung der Marnharter eingegangen. Hier identifiziert sich der Autor H. Holzmann offensichtlich mit den im Buch dargestellten widerständigen Charakteren und schildert vor allem die Figur Sebastian Manzl in seinen Gewissenskonflikten eingehend. Auch wird der Grundkonflikt der Sekte geschildert: „Das Brixental war damals noch salzburgisch. Dort lebte ein Geistlicher namens Kaspar Hagleitner in Aschau. Er zählte zu jenen Geistlichen, die den Eid für Napoleon nicht geleistet hatten. Er erklärte weiter, daß alle anderen Geistlichen, die den Eid geleistet hatten, exkommuniziert seien, da ja Napoleon mit all seinen Helfern vom Papst exkommuniziert worden ist. Auf diese Anschauung gründete sich nun die neue Sekte der Manharter, die in Sebastian Manzl, Manharter, und in Thomas Mair, Lederer zu Hopfgarten, ihre hervorragendsten Vertreter hatten.“

Anders als im Kommentar der Südtiroler Dolomiten, die sich von den „starrsinnigen“ Bestrebungen der konservativen Sekte distanzieren, wird in der Tiroler Bauernzeitung die religiöse Bewegung als tapfere und ehrenwerte Unternehmung angesehen. Die bäuerlichen Eigenschaften „Man rennt mit dem Kopf gegen die Wand. Man will nicht nachgeben. Man bringt die größten Opfer, man erduldet Spott und Verfolgung.“ werden weitgehend als Tugenden dargestellt. Ausführlich geht die Rezension auf den Verlauf der religiösen Bewegung und die Darstellung der einzelnen Ereignisse im Roman von Maria Entleitner-Schnürer ein. Interessanterweise ordnet H. Holzmann den Verfasser des Romans als männlichen Schriftsteller ein: „Was sich in den folgenden Jahren bis zur berühmten Wallfahrt nach Rom abspielte, wurde zu einem Bauernroman im wahren Sinn des Wortes, wie ihn nur das Leben selbst erfinden konnte. Es war ein guter Wurf des heimischen Schriftstellers M. Entleitner, daß er die Ereignisse von damals neu aufgegriffen und zu einem richtigen Heimatroman gestaltet hatte.“

Anders dagegen Die Dolomiten, die sich in ihrer Besprechung mehr mit dem Schicksal der Schriftstellerin befassen, die zuletzt durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt war: „Die Bearbeitung des Tatsachenmaterials war der hochgebildeten, sprachgewandten Frau nach Ansicht Sachverständiger überaus gelungen, doch leider blieb das Manuskript jahrelang Ladenhüter und erst nach dem letzten Kriege gelang es, einen Innsbrucker Verlag dafür zu interessieren. Als die Drucklegung endlich gesichert war, wurde die Verfasserin, die Gattin des Tribunalrates Dr. Schnürer (Obermais), nach längerer Kränklichkeit durch einen Schlaganfall halbseitig gelähmt und der Sprache beraubt. Viele Bewohner von Ober- und Untermais werden sich der stattlichen Dame erinnern, die von ihrer Tochter häufig im Rollstuhl ausgefahren wurde, bis sie, ins Bett gebannt, der Tod heuer um Ostern von langem Siechtum erlöste. Es war ihr, die regen Geistes geblieben war, doch Zunge und rechte Hand nicht gebrauchen konnte, gerade noch vergönnt gewesen, die Korrektur der Bürstenabzüge notdürftig zu überwachen, - das Buch selbst kam ihr nicht mehr vor die irdischen Augen!“