Archivalien und Nachlässe ›› Nachlassmaterialien des Forschungsinstituts Brenner-Archiv ›› Kryptonachlass Georg Trakl im Nachlass Ludwig (von) Ficker

Look up statt Lockdown. Georg Trakl

Die Schnittstelle zwischen Literaturarchiv und Bibliothek ist seit jeher herausfordernd – Archivalien brauchen andere Beschreibungskategorien als ein Buch. Ein Notizzettel, auf dem Stichworte für ein Gedicht stehen, beansprucht aufreizend viel Aufmerksamkeit, aber er legt Zeugnis ab von Schaffensprozessen, die manchmal erst Jahre später – manchmal auch nie – in eine Ausgabe münden. Archive müssen deshalb immer wieder ihre Bedürfnisse gegen natürliche Ökonomisierungsbestrebungen einmahnen.

Eine Arbeitsgruppe (s.u.) hat nun die Umsetzung der Software Visual Library, die hier in der "Digitalen Bibliothek der Universität Innsbruck", in einer von der OBVSG gehosteten Lösung Anwendung findet, für Archivalien erprobt, wobei das neue Regelwerk für Archivar*innen, die RNAB (Ressourcenerschließung mit Normdaten in Archiven und Bibliotheken) in diesem Fall auf bereits vorhandene ältere Titelaufnahmen anzuwenden war (sie wurden zumeist mit Elementen aus den RNAB angereichert).

Es gibt nun einen offenen Zugang zu den Scans der gesamten Trakl-Hinterlassenschaft im Forschungsinstitut Brenner-Archiv. Damit wird der seinerzeit moderne und aufwändige, jetzt nicht mehr zeitgemäß wirkende Teil der in der Historisch-Kritischen Trakl-Ausgabe bzw. der Innsbrucker Trakl-Ausgabe (ITA) technisch erneuert: Scans ersetzen nun die schwarz-weißen Faksimiles, mit dem Vorteil, dass gezoomt werden kann.

Ausführliche Angaben zu jedem Gedicht – Entstehungsgeschichte, Überlieferung, textgenetischer Überblick, Einzelstellen-Erläuterungen, diplomatische Umschrift sowie Darstellung der Abfolge der Textstufen, Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte – finden Sie in der ITA. Wir haben für sämtliche Scans der Werke und Briefe die Verweise auf die jeweiligen Titel in der ITA eingearbeitet. Nicht alle Abschriften oder Druckvorlagen im Trakl-Bestand des Brenner-Archivs wurden als Textzeugen in die ITA aufgenommen (vgl. den Editorischen Bericht in Band 1, S. 11-36), wir weisen gleichwohl bei diesen auf die Angaben zum Gedicht in der ITA hin. Achtung: Die Datierung im Katalog bezieht sich natürlich auf die jeweilige Textfassung oder die Textstufe, die sich im Brenner-Archiv befindet (deshalb gibt es gelegentlich zwei oder mehr Datierungen, weil Grundschicht und Überarbeitung zu verschiedenen Zeiten ausgeführt wurden). Die ITA findet sich jetzt auch in der Gemeinsamen Normdatei (GND).

Derzeit werden die Zeitungsartikel zu Georg Trakl aus der Zeitungsausschnittesammlung des Forschungsinstituts Brenner-Archiv für die Präsentation in dieser "Digitalen Bibliothek der Universität Innsbruck" vorbereitet – darunter die, die Trakl selbst geschrieben hat.

Mit freundlichen Empfehlungen,
Ursula Schneider, Annette Steinsiek

Zur Arbeitsgruppe gehör(t)en (in alphabetischer Reihenfolge):
Dr. Silvia Gstrein, Abt. Digitale Services/ULBT
Mag. Ulrich Lobis, Informatiker, Forschungsinstitut Brenner-Archiv
Dr. Ursula Schneider, Literaturarchivarin und Editorin, Forschungsinstitut Brenner-Archiv
Dr. Annette Steinsiek, Literaturarchivarin und Editorin, Forschungsinstitut Brenner-Archiv
Mag. Monika Stern, Bibliothekarin, Forschungsinstitut Brenner-Archiv