Polsterpflanzen scheinen eine wichtige Rolle als Schutzstelle für andere Pflanzen zu spielen, da sie durch ihre Wuchsform besonders gut angepasst sind, aber in den Alpen gibt es zu diesem Thema kaum Untersuchungen. Silene acaulis s. lat. wurde in dieser Masterarbeit untersucht, da sie weit verbreitet ist. Ziel war es, herauszufinden, ob mit zunehmender Seehöhe die Anzahl der in die Silene-Polster eingewanderten Arten im Vergleich zur Vegetation außerhalb zunimmt und ob im Silene-Polster nur bestimmte Arten wachsen. Es wurde auch die Temperatur unter dem Silene-Polster und im Boden außerhalb gemessen. Ein Experiment sollte klären, ob Polster im Vergleich zu Flächen außerhalb Tochterpflänzchen (Bulbillen) von Poa alpina var. vivipara eine bessere Überlebenswahrscheinlichkeit ermöglichen.
Drei geologisch und mikroklimatischen unterschiedliche Gebiete in Tirol wurden ausgesucht: der Glungezer (2667 m NN) in den Tuxer Alpen (metamorphes Gestein), die Saile (2404 m NN) in den Stubaier Alpen (Dolomit) und das Rotmoostal in den Ötztaler Alpen, das aus Gesteinen des Ötztal-Stubai-Komplexes (Silikat) und Einflüssen des Schneeberg-Komplexes (Kalk) besteht. Alle 50 Höhenmeter wurden in je fünf Silene-Polstern und fünf Kontrollen (mit einem Mindestabstand von 50 cm) mit Hilfe eines Rahmens von 25x25 cm Frequenzanalysen durchgeführt und die Deckung der Arten aufgenommen. Zu den Arten wurden zusätzlich ökologische Zeigerwerte erfasst. Je 30 Poa-Pflänzchen wurden in je fünf Silene-Polster und fünf Kontrollen am obersten Ende der Transekte eingesetzt. Die Daten wurden einer numerischen Vegetationsanalyse unterzogen und statistisch ausgewertet.
Die Temperatur war zu Beginn der Vegetationsperiode in allen drei Untersuchungsgebieten am unteren und oberen Ende des Transektes im Silene-Polster höher als im Boden außerhalb. Die einzige Ausnahme war das Rotmoostal am unteren Ende des Transektes.
In der vorliegenden Arbeit zeigte sich, dass sowohl die mittleren Artenzahlen als auch die mittlere Gesamtdeckung und die mittlere Deckung der Krautschicht in allen drei Gebieten im Silene-Polster niedriger waren als in den Kontrollen. Alle drei nahmen mit zunehmender Höhe sowohl im Silene-Polster als auch in den Kontrollen ab. Die mittlere Deckung der Krautschicht war im Rotmoostal in den obersten Flächen im Silene-Polster sogar höher als in den Kontrollen
Die Bulbillen von Poa alpina var. vivipara wiesen in allen drei Untersuchungsgebieten im Silene-Polster eine höhere Überlebensrate auf als in den Kontrollen. Die höheren Temperaturen im Silene-Polster zu Beginn der Vegetationsperiode könnten für das Überleben der Poa-Pflänzchen von Vorteil gewesen sein.