Diese Dissertation fasst vier Studien zusammen, die sich mit dem ökonomischen Entscheidungsverhalten von Kindern beschäftigen. Über einen Zeitraum von drei Jahren wurden fünf Kindergärten in Tirol in Österreich besucht, um das ökonomische Verhalten von drei- bis sechsjährigen Kindern zu erforschen. In diesem Zeitraum wurden Daten von ungefähr 350 Kindern in verschiedenen Entscheidungssituationen gesammelt.
Die erste Studie (Kapitel 2) untersucht das Koordinationsverhalten in sogenannten „Hirschjagd“-Spielen und zeigt wie andere ökonomische Präferenzen mit diesem Verhalten zusammenhängen. Es zeigt sich, dass das Koordinationsverhalten signifikant effizienter wird, wenn die Kinder älter werden. Außerdem haben geduldigere und risikobereitere Kinder eine höhere Wahrscheinlichkeit sich zu einem effizienteren Spielergebnis zu koordinieren.
Kapitel 3 untersucht die Frage, ob Kinder in der Lage sind gemischte Strategien zu spielen. Bei Experimenten mit Erwachsenen hatte sich gezeigt, dass diese große Schwierigkeiten haben gemischte Strategien zu spielen. Ergebnisse aus der psychologischen Forschung deuten jedoch darauf hin, dass Kinder möglicherweise weniger Schwierigkeiten damit haben könnten. Deshalb haben wir eine Studie mit Erwachsenen und Kindern durchgeführt, in der beide dasselbe Spiel über 30 Runden gegen einen Computer und gegen einen menschlichen Gegner spielen. Es zeigt sich, dass die meisten empirischen Vorhersagen für gemischte Strategien nicht erfüllt sind (für Kinder und Erwachsene). Kinder zeigen jedoch ein starkes Wechselverhalten bei ihren Entscheidungen und Erwachsene tendieren dazu die gleiche Entscheidung wie in einer vergangenen Runde zu wählen.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit der Rolle von „defaults“ für Sparentscheidungen von Kindern. Ähnlich wie in früheren Forschungsarbeiten steigt die Geduld mit dem Alter der Kinder an. Allerdings zeigen unsere Ergebnisse auch, dass den Kindern ein „default“ bei der Sparentscheidung (für ein zusätzliches Geschenk am nächsten Tag) hilft geduldiger zu sein. „Defaults“ haben also schon für Kindergartenkinder bemerkenswerte Effekte.
Kapitel 5 untersucht Kooperationsentscheidungen von Kindergartenkindern. Die Kinder nehmen an einem sogenannten „Gefangenendilemma“ teil, das ohne Wiederholung gespielt wird. In einer Kontrollgruppe ist keine Kommunikation innerhalb eines Spielpaares erlaubt, während es für Kinder in einer Treatmentgruppe die Möglichkeit gibt ein standardisiertes nicht-bindendes Signal zu senden über die geplante Entscheidung. Unsere Resultate zeigen, dass diese Möglichkeit die Kooperationsrate fast halbiert, weil die Kinder ehrlich signalisieren, dass sie vorhaben nicht zu kooperieren. Dies deckt sich mit früheren Forschungsergebnissen, die für Kinder in diesem Alter eine starke Abneigung gegen das Lügen festgestellt haben.