Die Masterarbeit „Möglichkeiten der außergerichtlichen Konfliktlösung bei Vertragsstreitigkeiten mit besonderem Augenmerk auf die Tunnelbaubranche“ beschäftigt sich mit den Ursachen und Auswirkungen von Vertragsstreitigkeiten bei der Bauabwicklung von öffentlichen Bauvorhaben. Die Arbeit gewährt dabei einen Überblick über die aktuellen-, vertragsrechtlichen Möglichkeiten zur Vermeidung und ursachenbezogenen Lösungsfindung bei reduzierter Störung des Bauablaufs.
Schon seit Beginn der Entwicklung von Handelsbeziehungen oder anderer Rechtsgeschäfte (zum Beispiel beim Handel von Produkten, Erbringen von Leistungen, etc.), werden als Grundlage zur Vertretung und Verteidigung der Interessen aller an dem Rechtsgeschäft beteiligten Institutionen, Verträge in unterschiedlichsten Ausformungen abgeschlossen.
Verträge gelten allgemein als freiwillige Selbstverpflichtung von Vertragsparteien zum Erbringen einer Leistung jeglicher Art. Diese regeln nicht nur Pflichten, sondern auch Rechte und Ansprüche zwischen den Vertragsparteien. Die Verträge dienen grundsätzlich der Leistungsabgrenzung, der Vermeidung von Interessenskonflikten und der Vorbeugung von potentiellen Konflikten durch Festlegung von Lösungsansätzen und Abhandlungsempfehlungen bei auftretenden Vertragsstreitigkeiten. Des Weiteren werden zusätzlich Maßnahmen festgelegt, welche einen möglichen Vertragsbruch, aber auch einen Vertragsrücktritt, regeln.
Um in der Baubranche Verträge zu vereinheitlichen und zu vereinfachen, beruhen diese Vertragswerke meist auf Standardisierungen, Normen, Richtlinien und Gesetzen. Bei Betrachtung von Projekten mit großem Projektumfang ist es meist nicht möglich, die Projektsituationen vollumfänglich durch diese standardisierten Vertragswerke abzubilden. In diesem Fall werden daher meist zusätzliche und somit auch zahlreiche Individualformulierungen von projektbezogenen Vertragsbedingungen vereinbart.
Die Praxis zeigt, in Anbetracht von großen Projektumfängen und durch die stetig steigende Komplexität der benötigten Vertragswerke, dass oftmals Unsicherheiten und Lücken in den Werkverträgen enthalten sind. Diese können weiter auf Grund widersprüchlicher Definitionen zu unterschiedlichen Interpretationen des Inhaltes der Vertragsparteien und in weiterer Folge zu Missverständnissen bis hin zum eskalierenden gerichtlichen Streit führen. Die damit verbundenen Auswirkungen auf die Bauausführung, Termin- und Kostenentwicklung und die Möglichkeiten zur Reduzierung solcher Auswirkungen ist Gegenstand der Untersuchungen dieser Masterarbeit.
Diese Masterarbeit beinhaltet grundsätzliche Gedankenzüge der Vertragsproblematik und zeigt im Schwerpunkt mögliche außergerichtliche Lösungsansätze während der Ausführungsphase. Dabei werden u.a. auch, dem Stand der Technik entsprechend, die veränderten Möglichkeiten / Einwirkungen der Projektplanung und -abwicklung durch „BIM“ (Building Information Modeling) Bearbeitung aufgezeigt. Das Ergebnis der theoretischen Analyse wird durch sogenannte Experteninterviews ergänzt. Ziel dieser Masterarbeit ist somit ein verbesserter Ansatz zur außergerichtlichen Konfliktlösung, mit welchem das hohe wirtschaftliche Risiko für beide Vertragsparteien im Tunnelbau minimiert werden kann.
Vorab muss seitens des Autors klargestellt werden, dass alle geschlechterspezifischen Bezeichnungen / Betitelungen in folgender Arbeit gleichwertig für beiderlei Geschlechter gelten.